Frühstücksveranstaltung: Pilgern - "Ich bin dann mal weg"

Pilgern ist Begegnung mit sich selbst, Pilgern ist Aufbruch. Und es ist ein innneres Anliegen, betonte Friederike Schloh(52). Am Samstag den 14. Januar 2017 war sie zu Gast bei den Sulinger Landfrauen im Gasthaus Hartje-Melloh und berichtete von ihrer  Wanderung auf dem italienischen Wallfahrtsweg.


Vor zweieinhalb Jahren folgte sie zusammen mit ihrem Ehemann Thorsten und einem befreundeten Ehepaar drei Wochen den Spuren des Heiligen Franziskus von Assisi. Inspiriert von Harpe Kerkelings Buch über seine Pilgereise auf dem Jakobsweg habe sie sich diese Erfahrung zum 50. Geburtstag gewünscht, sagte Friederike Schloh: "Ich war oft unzufrieden und habe gereizt auf Kleinigkeiten reagiert. Mit 50 ist es Zeit zu überlegen: Habe ich etwas verpasst in meinem Leben? Was will ich noch erreichen?

Die Pilgergruppe hatte sich bewusst für den weniger bekannten Franziskusweg entschieden, auf dem sie in 18 Etappen 320 Kilometer durch die Toskana und durch Umbrien wanderten. „Wir wollten in die Stille“, erklärte Friederike Schloh. Nach zwei Reisetagen in ununterbrochenem Regen und anfänglichen körperlichen Beschwerden habe sich bei ihr am Ende der ersten Woche ein unglaubliches Glücksgefühl eingestellt: „Selbst meinen Rucksack habe ich nicht mehr gespürt.“ „Wir haben jeweils am Tagesanfang überlegt, was wir bis zum Sonnenuntergang schaffen wollen. Das setzen wir heute auch in unserem Berufsalltag um: Wir planen step by step, ohne das große Ziel aus den Augen zu verlieren“, sagt Friederike Schloh, die mit ihrem Mann in Hellwege, Landkreis Rotenburg, einen Spargelhof betreibt. Auch die Gelassenheit und die Erfahrung, dass es nicht förderlich ist, Menschen oder Situationen in „gut oder schlecht“zu sortieren, wirke bis heute nach. Am Ende der Pilgerreise habe sie eine tiefe Dankbarkeit für ihr Leben erfasst. Diese positive Stimmung habe sie sich erhalten: „Ich schreibe jede Woche fünf Anlässe auf, für die ich dankbar bin.“ Die Erkenntnis der Landfrauen, die gebannt ihren Vortrag verfolgten: „Auch mit 50 ist es nicht zu spät, vertraute Wege zu verlassen und seinem Leben eine Wende zu geben.“

„Ich hoffe, dass ich sie auf den Weg gebracht habe“, wünschte Friederike Schloh ihrem aufmerksamen Publikum. Die eine oder andere Landfrau, hätte wohl am liebsten spontan den Rucksack geschnürt. Rita Ihlo dankte der Referentin im Namen des Vorstandsteams des Landfrauenvereins Sulingen für ihren inspirierenden Vortrag. Zu Beginn gehörte die ungeteilte Aufmerksamkeit der 200 Gäste Jan Bockhop (Geige).Er stimmte mit Werken von Antonio Vivaldi, Vittorio Monti, Charlie Chaplin und Yiruma musikalisch auf das Thema ein. „The River Flows in You“ des südkoreanischen Komponisten Yiruma war gewissermaßen die musikalische Analogie auf die Reise ins Ich.  mks